Cap Verde: Inselhopping (III)
Nach meiner Ankunft auf der Vulkaninsel Fogo suche ich mir bei gefühlten 40 Grad ein Taxi. São Filipe, der Hauptort der Insel, ist nur zwei Kilometer entfernt. Dort checke ich in einem Hotelzimmer ein. 20 Euro die Nacht. Ein Bad und ein Ventilator sind im Preis mit drin. Viel frische Luft wedelt der aber nicht herbei. Auf dem Balkon - zwei Stockwerke über mir - sitzen zwei Männer und feiern.
Unter dem Dach, im Frühstücks- und Barraum, empfängt mich der Hotelbesitzer. Neben ihm sein bester Kumpel, der zu Weihnachten von Boston auf Heimatbesuch nach Fogo gekommen ist. Sie sitzen beim schweren Fogo-Rotwein. Auch mir wird ein Glas angeboten - bei dieser Hitze haut das besonders rein.
Am frühen Abend spaziere ich durch die Altstadt. Es ist nichts los. Das Restaurant neben dem alten Gefängnis (und mit Blick auf den Friedhof) ist zu, am Marktplatz sitzt eine alte Frau und strickt. Unten am Strand spielen ein paar Locals in der Abendsonne Fußball. Ein paar Meter daneben krachen meterhohe Wellen auf den schwarzen Lavasand. Der Lärm ist ohrenbetäubend.
Am nächsten Tag sitze ich in einem Kleinbus in Richtung Vulkan. Mit mir gefühlte Zwanzig andere Gäste. Die Meisten von Ihnen haben noch größe Körbe mit Kleinigkeiten auf dem Schoß. Taschenlampen, Messer, Sonnencreme. Der Schweiß rinnt den Rücken hinab, das T-Shirt klebt.
Bewegungsmöglichkeit gleich Null. Irgendwann wird es mir zu bunt - ab in die Fahrerkabine. Endlich kann ich die Beine ausstrecken!!
Zwei Stunden dröhnt der Motor mittlerweile schon. Ein Bus nach dem anderen überholt uns auf dem Weg nach oben. Endlich haben wir den Pass in 2000 Meter Höhe erreicht. Der Ausblick ist phantastisch. WOW, so muß es wohl auf dem Mond aussehen!
Wir fahren durch die 'Calederia'. Eine Steinwüste von haushohen Felsbrocken, die rechts und links der Straße liegen. Hier stand einmal ein Hunderte Meter hoher Vulkan, der nach seinem Ausbruch in sich zusammen gesackt ist. Unter der Oberfläche brodelt es weiterhin. Davon zeugt ein pechschwarzer Wall, der sich entlang der Strasse zieht. Er erinnert an den letzten Vulkanausbruch im Frühjahr 1995, als hier glühenden Lava floss und das Ganze erst 300 Meter vor dem Dorf Portela zum Stehen kam.
Endstation Pension Marisa im Dorf Bangaeira. Ich frage nach einem Zimmer. Problemlos wird mir eins zugewiesen. Anschließend esse ich gemütlich unter einem Sonnenschirm Kartoffeln mit Hähnchen. Der Gericht ist der Hammer. Mit vollem Bauch und ohne Wasser erkunde ich die Gegend. Aha, hier entlang scheint es Morgen auf den Vulkan zu gehen.
Am Nachmittag kommen immer mehr Gäste. Es ist Weihnachten und schließlich Hochsaison. Fast alle haben vorgebucht, die meisten davon in Deutschland. Die 'Kollegen' sind aber auch überall.
Ich muß mein Zimmer räumen. Kein Problem. Der Herbergsvater - ein türkischstämmiger Ex-Traveller aus Deutschland, der mehrere Sprachen perfekt spricht - quartiert mich problemlos bei der Nachbarin ein. Dafür liege ich nun in einem doppelt so breiten Bett und habe eine gußeiserne Schloß vor der Tür. Ich sitze noch ein wenig in der Abendsonne. Vor mir der 'Pico'. 1200 Höhenmeter. Dort soll es Morgen Früh hoch gehen.
Gegen sechs Uhr wird es schlagartig dunkel und kalt. 30 Grad Temperaturunterschied sind nicht zu verachten. Deshalb habe ich ja auch den kleinen Schlafsack und den Pullover mit. Noch schnell ein Süppchen nebenan, dann gehts ins Bett. Nix mehr mit einem Barbesuch. Der Berg ruft! Man muß schließlich fit sein, wenn am nächsten Morgen um 05:15 Uhr das Handy klingelt.