+ Dokumentarfilm + Black Block - Wie linke Militanz wirkt (89 min, interpool.tv, 2023) +



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Vermummt, verschwiegen, schwarz gekleidet: Wenn die Elbchaussee brennt, der 1. Mai in Berlin in Gewalt umschlägt, am Hambacher Forst Steine fliegen oder im Leipziger Umland Neonazis mit Hämmern angegriffen werden. Staatliche Behörden können die Militanten des 'Black Block' fast nie identifizieren. Ein Dokumentarfilm, der Einblicke gibt. In eine Szene, die eigentlich mit keinem redet.

BLACK BLOCK hat eine Länge von 89 Minuten und wird von uns - via VIMEO - für 4,99 (Leihen, 48 Stunden) und 9,99 Euro (Kaufen, inklussive Download) angeboten. Dort findet sich auch Bonusmaterial, wie - zum Beispiel - ausführliche Interviews und nicht gesendete Szenen. Unser Dokumentarfilm kann außerdem bei AMAZON PRIME VIDEO erworben werden. Die Kinopremiere von 'Black Block' fand am 19. Januar 2024 im Leipziger Kino UT Connewitz statt und war zweimal AUSVERKAUFT. Mitte Mai lief der Film dort noch einmal vor vollem Haus. Bei der anschließenden Diskussion ging es ordentlich zur Sache. Wir planen den Dokumentarfilm auch an anderen Orten zu zeigen. Kontaktiert uns - wenn ihr eine Vorstellung machen wollt - unter fredkowasch(et)interpool.tv!

Kronzeuge, next one - Vom Verfassungsschutz in Polen angesprochen

23.09.2022
Tag 5 und 6 der Befragung des 'Kronzeugen' in Dresden. Diesmal ging es darum, wie Johannes D. mit den deutschen Behörden in Kontakt gekommen ist. Nach seiner Aussage sei er von zwei Personen, die sich als Mitarbeiter des Bundesamtes für Verfassungsschutz vorgestellt hätten, im Ausland angesprochen worden. Im März 2022 vor einem Kindergarten in Warschau, wo Johannes D. damals arbeitete. Zwei Tage darauf hätte er einer Zusammenarbeit zugestimmt. Später sei er auch in Kontakt zur Polizei gekommen. Die Zusammenarbeit mit deutschen Behörden begründete er vor dem Oberlandesgericht auch damit, weil er mit der 'Szene' brechen wollte. Diese hatte gegen ihn eine Art Bann ausgesprochen. So sei er mit einer Art Stadtverbot für Leipzig und Nürnberg belegt worden. Als er Weihnachten seine Eltern besuchte, so Medienberichten zu Folge, hätte es dort sogenannte 'Kontrollanrufe' gegeben.

Weiterhin gab Johannes D. an, im Juni 2015 eine sogenannte Einladung zu einer 'Spontandemonstration' nach Leipzig erhalten zu haben. Anlaß wäre der G-7-Gipfel im bayerischen Schloss Elmau gewesen. Weiter berichtete er über interne Strukturen der linksautonomen Szene in Leipzig. So habe es drei voneinander unabhängige Gruppen gegeben, die militante Aktionen ausgeführt haben sollen. Organisiert worden wäre dies - Im Wesentlichen - von Johann G. (der seit Sommer 2020 abgetaucht ist) und Lina E. Die Befragung von Johannes D. soll am 29. September 2022 fortgesetzt werden.


Nächtliche Graffitiaktion der linksextremistischen Szene in Halle (Saale). Quelle: YouTube, Antifa Sprayprint.

05.08.2022
Am vierten Tag der Aussage von Johannes D. vor dem Staatsschutzsenat des Dresdener Oberlandesgericht Landgericht ging es auch um eine sogenannte '215-Liste'. Auf der Liste, die Namen (und Adressen) von 215 Personen, die der Hooligan- und Rechtsradikalenszene nahestehen sollen. 215 Personen, die die Polizei am 11. Januar 2016 in Leipzig-Connewitz vorläufig festnahm. Als sie randalierend durch den linken Szenestadtteil zogen, schwere Verwüstungen anrichteten. Zahlreiche Anwohner des Stadtteils hatten sich am diesem Abend zu Gegenprotesten am Rande einer 'Legida'-Kundgebung in der Leipziger Innenstadt versammelt. Ziel war es, die Liste regelrecht "abzuarbeiten", so Johannes D. vor Gericht. Des weiteren schilderte der Zeuge weitere Einzelheiten der Angrifftrainings auf Personen der rechten Szene. Dabei sei es auch darum gegangen, gezielte Schläge auf den Kopf zu üben. Töten wollte man die Angegriffenen - nach seinen Aussagen - nicht.


unterwegs in sachsenLina E. auf dem Weg zum Gericht. Screenshot interpool.tv. All Rights Reserved.

04.08.2022
Der Kronzeuge spricht. Den dritten Verhandlungstag nun schon. Heute berichtet Johannes D. darüber, wie er in die militante Antifa-Szene kam. Wie er in Bayern 2009 Johann G. kennenlernte, in Kontakt zu Lina E. kam. Wie er als 'Späher' in Zügen auf den Anfahrtswegen zu Demonstrationen und Kundgebungen der rechten Szene eingesetzt war, an Aktionstrainings teilnahm. Wie er sich unauffällig kleidete, versuchte keine Spuren zu hinterlassen. Zigarettenstümmel mitnahm, seine Kommunikation verschlüsselte, keine Klarnamen nannte, Gespräche über Aktionen niemals in geschlossenen Räumen vornahm. Welche Rollen dem Einzelnen in sogenannten Aktionsgruppen zukam. Wie sie ihre Überfälle in der Leipziger Gießerstrasse trainierten, Kampfsporttraining (mit zwei Trainern) am - ehemals besetzten - 'Black Triangle' im Leipziger Osten betrieben, sich zur Aktionsvorbereitung am Gelände eines Leipziger Viertligisten trafen. Und, und, und. Morgen soll die Befragung des Kronzeugen in Dresden weiter gehen.

03.08.2022
Bereits den zweiten Verhandlungstag in Folge sagt der 'Kronzeuge' Johannes D. vor dem Dresdener Oberlandesgericht aus. Wie schon am vergangenen Donnerstag geht es auch diesmal um den Überfall am 14. Dezember 2019 auf einen Rechtsextremisten in Eisenach. Details seiner heutigen Aussage gibt es hier. Da geht es um spezielle Aktionstrainings in Vorbereitung auf die Überfälle. Außerdem schildert Johannes D. - Medienberichten zu Folge - dass Lina E. in Eisenach die Position einer "Absicherung" gehabt haben soll. Ihr früherer Lebensgefährte Johann G. hätte die Angriffe - auch mittels spezieller Internetrecherchen - genau geplant. Johann G. ist seit dem Sommer 2020 abgetaucht, wird mit internationalem Haftbefehl gesucht. Er gilt Insidern zu Folge als der eigentliche Kopf der 'Hammerbande' aus Leipzig.

prozessauftakt4Symphatisanten der linken Szene kommen am 08. September 2021 zum Prozeßauftakt vor dem Dresdener Oberlandesgericht  an. Screenshot: interpool.tv - All Rights Reserved.

28.07.2022
Seit Anfang September 2021 läuft er in Dresden, der Prozeß gegen Lina E. und drei weitere Angeklagte. Ihnen wird von der Bundesanwaltschaft die mutmaßliche Mitgliedschaft in einer "linksextremistischen kriminellen Vereinigung" vorgeworfen. Mittlerweile wurde an 60 Tagen verhandelt. Nun ist vor dem Staatsschutzsenat des Dresdener Oberlandesgericht ein ganz besonderer Zeuge erschienen. Johannes D., selbst jahrelang in der Szene aktiv, packte vor Gericht aus.

Die Aufregung - vor allem innerhalb der linken Szene - ist groß. Sie mobilisierte am Donnerstag zu einer Kundgebung vor dem Gericht. 35 Menschen kamen. An seinem ersten Tag der Aussage schildert der 'Kronzeuge' zunächst, weshalb und wie er selbst aus der linken Szene verstoßen wurde. Warum er nach Warschau ging, sich jetzt in einem staatlichen Zeugenschutzprogramm befindet. Außerdem nannte er Details zu einem Überfall auf einen Rechtsextremisten in Eisenach am 14. Dezember 2019.

Es ist das erste Mal seit Jahrzehnten, dass ein mutmaßlich intimer Kenner der linken Szene über interne Strukturen vor staatlichen Behörden 'plaudert'. Bereits im Frühjahr diesen Jahres soll Johannes D. in sieben verschiedenen Sitzungen gegenüber den Ermittlungsbehörden Details genannt haben. Die Rede ist von einer Aussage, die insgesamt mehr als 100 niedergeschriebene Seiten umfassen soll. In Erklärungen auf linken Internetportalen wirft die Szene ihm deshalb "politischen Verrat" vor. Allerdings wurde er Ende Oktober 2021 eben dort - mit Fotos, vollem Namen und als Person, gegen die im Komplex wegen der Überfälle auf Rechtsextremisten ermittelt wird, 'geoutet'. Öffentlich vorgeworfen wurden (und werden) ihm sexuelle Übergriffe. Johannes D. wäre danach in Kontakt zu staatlichen Behörden gekommen. Wie genau der Kontakt zu Verfassungsschutz und Landeskriminalamt (LKA) zu Stande kam, ist bisher nicht detailliert bekannt. Klarheit darüber soll es in der nächsten Woche geben. Für Montag, den 29. August 2022 ist der nächste Aussagetermin von Johannes D. vor dem Oberlandesgericht in Dresden geplant.

Quellen: Edgar Lopez (Twitter), Wiebke Ramm (Twitter und Der SPIEGEL), LVZ, l-iz.de, Neues Deutschland, Solidaritätsbündnis Antifa Ost, Behördenauskünfte, Eigene Quellen

Tags: oberlandesgericht, Autonome, Dresden, Lina E., Johann G., Kronzeuge, Staatsschutzsenat

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