'Mission Klassenerhalt' (II) - Mit der BSG Chemie Leipzig durch die Saison
Es gibt ein Stadion im Leipziger Nordwesten, da scheint die Zeit stehengeblieben, Vergangenheit gegenwärtig zu sein. 1964 wurde hier - im Leutzscher Holz - die BSG Chemie Leipzig völlig unerwartet DDR-Meister. Später spielte der Verein meistens in der zweiten Liga, Staffel C, bis er irgendwann ganz verschwand. Ein paar Unermüdliche fingen - zu Beginn des neuen Jahrtausend - in der 12. Liga wieder neu an. Jahr um Jahr ist 'Chemie' seitdem aufgestiegen, spielt nun in der Regionalliga Nordost. Muss sich dort mit dem 1. FC Lok Leipzig, Energie Cottbus und dem BFC Dynamo messen. Partien mit einiger Brisanz. In 'Mission Klassenerhalt' begleiten wir die Mannschaft durch die Saison.
von Fritz Rainer Polter
Vor Spielbeginn konnte ich noch eine begehrte Eintrittskarte für unser Gastspiel beim BFC Dynamo erwerben, dass Ticket für den „Sonderzug zu Mielke“ hatte ich ja bereits. Einen weiteren Wagon für den Zug konnte noch organisiert werden, aber damit ist das Ende der Fahnenstage bei der Bundesbahn für uns auch erreicht. Alle Grün/Weißen individuell anreisenden sind trotzdem aufgefordert, am Bahnhof Gesundbrunnen zu den Zugfahrern zu stoßen zwecks gemeinsamen Anmarsch zum Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark. Ein wenig schade ist es schon, dass von meinen direkten Freunden niemand weiter dabei sein wird. Insgesamt wird es auf mindestens 1300 Leipziger Gäste-Fans allein durch die Zugfahrer hinaus laufen. Vielleicht schaffen wir sogar bis zu 2000, weil es gegen den Nachfolger eines Vereins geht, welcher bestimmt nicht nur aus meiner Sicht nach 1990 genauso in der Versenkung hätte verschwinden dürfen wie die FDJ.
Doch dann hätten wir dieses kommende, brisante Spiel nicht vor uns, von dem wir natürlich berichten werden! Auf geht’s, Chemie, kämpfen und trotzen! Er-trotzen. Ein Remis. Mehr wird nicht drin sein, aber schon das wäre ein Erfolg gegen den klaren Tabellenzweiten. Chemie ist on the road again, der Fan-Zug dampft ab in Richtung Hauptstadt. Dies allein zeigt deutlich: Wir sind wieder wer! Niemand wie wir!