Doping-Studie: "Filmprojektor, Leinwand, Sexfilme"

barAugust 2013
Man kann sagen was man will: eines ragt dann doch noch heraus, aus der viel diskutierten Studie über das Doping in der BRD. Es ist ein Forschungsauftrag an das Bundesinstitus für Sportwissenschaft (BISp) vom 31. August 1973. Hier geht es um eine Studie mit dem Titel „Begleituntersuchung zur Wirkung von anabolen Steroiden auf die sexuelle Reaktionsbereitschaft des Sportlers“. Im 804-Seiten-Bericht der Forscher der Berliner Humboldt-Universität, kurz auch die 'Porno-Studie' genannt. 

Vor fast 40 Jahren wollten westdeutsche Wissenschaftler untersuchen, welchen Einfluß Anabolika auf den männlichen Sexualtrieb hat. Das Vorhaben wurde vom bundesdeutschen Steuerzahler mit 24.000 DM unterstützt und wurde bisher noch nie veröffentlicht.

Von breiten öffentlichen Interesse dürfte hierbei sein, dass 500 DM für die "Beschaffung von Filmen" ausgegeben werden sollte. Einem Zeitzeugenbericht zur Folge, auf den sich die Wissenschaftler der HU Berlin berufen, wurden die Pornofilme damals vom Landeskriminalamt Düsseldorf ausgeliehen. Pornofilme, waren zu dieser Zeit in der BRD verboten.

„Den Versuchspersonen wird jeweils einzeln eine standardisierte Reizserie – Sexuelle Filmszenen – vorgeführt. Die während der Darbietung mit dem Phallographen gemessenen Peniserektionen werden auf einen Langsamschreiber übertragen und graphisch registriert."



Die Studie soll zahlreiche Mängel aufgewiesen haben:

"Die Untersuchung verlief insgesamt unter sehr ungünstigen Bedingungen. Durch mangelndes Entgegenkommen des Projektleiters (.. ........) mussten die Untersuchungen zu unterschiedlichen Zeiten vorgenommen werden, wodurch eine gewisse Verfälschung der Ergebnisse anzunehmen ist. Ferner hat sich der Phallograph als sehr störanfällig erwiesen, so dass eine Reihe von technischen Verbesserungen hätte erfolgen müssen. ...."

Die 'Porno-Studie war eine von acht Versuchsreihen zu Anabolika, die das BISp bis 1977 mit Steuergeld förderte. Insgesamt hat das Bundesinstitut für Sportwissenschaft 516 verschiedene wissenschaftliche Studien gefördert, von denen die Meisten allerdings nichts mit der Wirkungsweise von Dopingmitteln zu tun gehabt haben.

Quelle: „Doping in Deutschland von 1950 bis heute aus historisch-soziologischer Sicht im Kontext ethischer Legitimation“
Forschungsprojekt 2009-2012, initiiert durch den DOSB, beauftragt und gefördert durch das BISp
Abschlussbericht des Teilprojektes an der Humboldt-Universität, Seite 292 ff

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