Hooligans: Festspiele am Rhein. Oder Eigentor?

von Fred Kowasch

29.10.2014
Es dauerte nur ein paar Augenblicke: ZACK, dann kippte der Polizeibus um. Auch ein anderes Einsatzfahrzeug wackelte schon bedenklich, dann wurde es der Polizei zu bunt. "Wir waren absolut überrascht von dem Ansturm. Es herrschte das reinste Chaos", sagt ein (anonymer) Polizist gegenüber dem WDR. Und: "Die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger war (...) zu keinem Zeitpunkt wirklich gewährleistet." Klare Worte, die Konsequenzen haben müssen. Mit 1.300 Polizisten, gegen 5.000 Holligans einen Stich sehen zu wollen, ist mehr als nur naiv. Es dürfte für die Kölner Einsatzleitung keine Neuigkeit gewesen sein, dass Hooligans im Nahkampf gut trainiert sind, es in der Regel mit zwei Polizisten aufnehmen können.



Nun ist das Gezetere groß. Selbsternannte Experten, die sich bei solchen Gelegenheiten die Klinke in die Hand geben, haben Konjunktur. 'Journalisten', die vom Thema keine Ahnung haben, berichten - die sportschau verschweigt es ganz. Hat mit Fußball ja nichts zu tun. "Zurück zum Sport", wie bei solchen Fällen immer gern formuliert wird. Hooligans sind Teil des Fußballes. Und das schon jahrzehntelang. Sie hatten sich nur aus den Stadien zurückgezogen, waren aber nie ganz weg. Bei deutschen Länderspielen in Prag und Wien waren sie aber immer noch in Aktion. 

5.000 Hooligans die vereint marschieren - das gab es noch nie. Auch wenn es verschiedene Sichtweisen zum 'Festtag' in Köln gibt. Denn letztendlich war der gewaltsame Abschluß für ihr Anliegen eher kontraproduktiv. Mit Strassenschlachten gewinnt man wenig Symphatien. Mit Sprechkören vertreibt man keine Salafisten. Hört auf, so verdammt dämlich zu sein - Teile der Szene reagieren ablehnend. Ein schwarzer Nachmittag in Köln - die organisierten Ultraszene ist bisher auffallend still.



Die neue Präsenz der Hooligans ist auch eine Kampfansage. An die Ultras mit ihrem sonoren Dauergesängen, mit ihrem Verständnis für alles und jeden. Für Hools sind Ultras schlicht 'zu weich'. Ihnen wollen sie die Deutungshoheit in der deutschen Fanszene nicht mehr überlassen. Das ist ihnen gelungen. Vorerst. In den nächsten Wochen wird es sicher noch Einiges zu berichten geben.

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