Medien: Der 'Fall Reichelt' - Scoop? Informantenverbrennung? Boulevard-Trash?

spiegel226.10.2021
'Sex sells'. Immer schon. Ob beim Boulevardblatt BILD oder jetzt auch beim SPIEGEL. Die eilig zusammengeschriebene Titelgeschichte "Sex, Lügen, Machtmißbrauch' - Die Springer Affäre" ist eine Story, die dünn ist, keinen wirklichen investigativen Kern hat. Eine ausführliche Betrachtung wäre sie eigentlich nicht wert. Würden darin nicht wichtige Grundlagen des Journalismus mißachtet werden. Eine davon ist der Schutz der Informanten, der Hinweisgeber.

So ist im SPIEGEL-Text ist von einer 'Constanze Müller' die Rede. Sie soll ein Verhältnis mit dem Ex-Chefredakteur gehabt haben. Die weiteren Hinweise zu dieser Person im SPIEGEL-Text sind allerdings so konkret, dass von eine Anonymität - vom Schutz dieser Person - keine Rede mehr sein kann. 

Interessant ist - in diesem Zusammenhang auch - eine ergänzende Notiz von Markus Knall. Dem Chefredakteur 'Ippen Digital'. 'In eigener Sache - keine Veröffentlichung zu Reichelt'. Bekanntlich war eine Veröffentlichung seiner journalistischen Investigativeinheit in der vergangenen Woche am Veto des Verlegers Dirk Ippen gescheitert.

Besonders deutlich kritisierte diesen Schritt - neben anderen - der Vorstand der Journalistenvereinigung 'netzwerk recherche'. 'netzwerk recherche'? Ein Verein, der selbst einmal in einen veritablen internen Finanz-Skandal verwickelt war. Näheres lässt sich nachlesen in einer Publikation  zum 20jährigen Bestehen des Vereines  (Seite 62 - 63).

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