Walls. By Kai Wiedenhöfer (* 3. März 1966 † 9. Januar 2024)

+ Dokumentarfilm + 'Walls - a Photographer between the Lines' (88 min, OmU, 2013) +

Israel und die besetzten Gebiete, Belfast, Baghdad, Ceuta, Zypern, die Grenze zwischen den USA und Mexico. Kai Wiedenhöfer hat eine Mission. Er will die Mauern der Welt fotografieren, zeigen was ein Betonwall aus Menschen macht. Mit seiner Panoramakamera geht er dorthin, wo Gummigeschosse, Tränengas und Strassenschlachten zum Alltag gehören. Er trifft auf Migranten, Drogendealer und engagierte Menschenrechtler. Immer wieder aber auch auf bewaffnete Soldaten und aggressive Grenzpolizei. Gegen viele Widerstände versucht er sich seinen Traum zu erfüllen. Kai Wiedenhöfer möchte seine Panoramafotos auf die weltbekannte 'East Side Gallery' in Berlin zu bringen. Jahrelang kämpft er dafür. Im Sommer 2013 kommt es in seiner Wahlheimat zum Showdown. Die Dokumentation „Walls – a Photographer between the Lines“ hat Kai Wiedenhöfer - der einst Zeuge des Berliner Mauerfalls wurde - über neun Jahre lang begleitet.



The photographer Kai Wiedenhöfer works at life's extremes. With his panoramic camera, he is going to places, where rubber bullets, teargas, street battles belong to the daily life of the people. As a young man, Kai Wiedenhöfer witnessed the fall of the Berlin Wall. Since then, he has been fascinated by borders, walls and fences. His mission is to find out what concrete barriers do to the people they separate. In 2013, he tried overcoming every resistance and bringing his panorama pictures on the famous "East Side Gallery" in Berlin. The documentary accompanied Kai Wiedenhöfer for nine whole years.

Berlinale 2011 - Kurzkritiken vom Filmfestival

Der Trailer zum Film Keine Videodatei vorhanden!von Hanka Knipper

„True Grit" von Joel und Ethan Coen

Endlich wieder ein Western, spannend und immer wieder überraschend. Ja, so mag es damals gewesen sein, als man das Recht in die eigenen Hände nahm  und der, der schneller war, recht hatte. Es wird viel geredet in dem Film,  um so überraschender kommt der Tod und um so ausgefeilter die Charaktere. Die Darsteller sind großartig. Das reinste Kinovergnügen.
20.02.2011

"Im Himmel, unter der Erde - der jüdische Friedhof Weissensee

von Britta Wauer

Eine Arte-RBB-Produktion gewann den Panorama-Dokumentarfilm-Publikumspreis. Zweifellos eine Überraschung auch für die Regisseurin. In Spielfilmmäßigen Kamerafahrten über die Gräber untermalt mit emotions geladener symphonischer Musik gelingt es der Regisseurin dank  reichlichem Archivmaterial und guter Auswahl an Protagonisten eine über 150 Jahre währende Zeitspanne der Friedhofsgeschichte wieder lebendig werden zu lassen.

„También la lluvia" von Icíar Bollaín

Gewinner des diesjährigen Panorama Publikumspreises Spielfilm. Ein Film wird gedreht in Bolivien über einen Missionar im Gefolge Kolumbus' um das menschenverachtende, betrügerische, geldgierige Verhalten der spanischen Eroberer gegenüber den Indios. Gespenstisch vermischt sich Vergangenheit und Gegenwart, denn die gegnerischen Seiten von damals finden sich in den gegensätzlich gelagerten Interessen innerhalb des Filmteams wieder. Als in der Stadt ein Aufstand wegen des Trinkwassers ausbricht, muss das Team seine Eigeninteresse aufgeben und Position beziehen. Sie werden geläutert.

„Yelling to the sky" von Victoria Mahoney

Ein kraftvoller Erstlingsfilm über Leben in Armut in den USA und rassenübergreifende Diskriminierung.. Im Wettbewerb vielleicht etwas deplaziert, regte er im 14Plus Programm als Cross-over Veranstaltung um so mehr zu Diskussionen an über Gewalt und Wahrheit im Kino und den autobiographischen Anteil der Regisseurin. Ein interessanter Film und eine Herausforderung für Jugendliche.

Manurewa" von Sam Peacocke

Im multikulturellen Neuseeland spielt dieser Film. Jugendliche überfallen einen Laden, dabei wird ein Verkäufer angeschossen und verblutet, weil die Rettungskräfte nicht wagen, einzugreifen. Der Gewinner des kleinen gläseren Bären für den Kurzfilm im Programm 14 plus. Dicht erzählt, gute Einführung der Figuren. Ein Film der in Erinnerung bleibt.

„On the Ice" von Andrew Okpeaha MacLean

Der Gewinner des gläseren Bären im Programm Generation 14 Plus. In dem von extremen Temperaturen und monatelanger, ständiger Helligkeit geprägten Alaska spielt diese Geschichte. Nach einer Party, Alkohol und Drogen geraten Jugendliche in Streit, dabei kommt einer von ihnen ums Leben, die anderen beiden versuchen es zu vertuschen. Es wird ein Krimi draus, denn der Vater des einen Jungen versucht, den Unfall auf zu klären. Ein Krimi vor dem Hintergrund der schwierigen Lebensbedingungen der Ureinwohner Alaskas geprägt von Arbeitslosigkeit, Alkohol, Drogen, Gewalt, frühen Schwangerschaften und Suizidversuchen. Ein wichtiger Film. Gut, dass ihn die Jugendjury ausgewählt hat.

„The Forgiveness of Blood" von Joshua Marston

Mittelalter trifft Gegenwart. Im heutigen, wen auch von Armut und Landwirtschaft geprägten Albanien wird bei einer Auseinandersetzung ein Mann getötet. Daruafhin gerät die andere Familie in Sippenhaft, um ihre „Blutschuld" zu erbringen und verschanzt sich im Haus. Quälend die tagelange Eintönigkeit, der nur die Tochter entgeht, weil sie das Lieferunternehmen ihres Vaters übernimmt, wohlgemerkt mit Pferd und Wagen. Tage, Wochen ist die Familie eingesperrt wie in einer Mausefalle, immer vom Tode bedroht. Man bangt um die Kinder, wenn sie sich auf den Hof bewegen oder am Fenster stehen oder heimlich im Dorf iunterwegs sind. Man erwartet immer das Schlimmste. So bleibt die Spannung bis zur letzten Minute erhalten. Noch ein Kandidat für den Goldenen Bären.

„Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen" von Hajo Schumerus

Ein Dokumentarfilm über die Grabkirche Jesu in Jerusalem. Wie überall in dieser Stadt müssen sich verschiedene Konfessionen einen Ort teilen. Hier sind es ausschließliche christliche Kirchen und dennoch streiten sie sich, prügeln die Mönche aufeinander ein,. in bester christlicher Absicht, ihre Glaubensbrüder zu stärken, bestehen darauf, dass ihr Glaube der Wahre ist. Ansonsten folgen sie Tausend Jahre alten Riten des Tor Öffnens und Schließens, der Messe Abhalten, der Begehen der Feiertage, steter Gleichklang.

„7 Sins Forgiven" von Vishal Bhardwaj

Bollywood mit russischen Elementen, nachhaltlose Unterhaltung mit verschiedenen Musicalelementen, teils vor historischer, teils zeitgenössischer Kulisse.

19.02.2011
"Manurewa" von Sam Peacocke

Im multikulturellen Neuseeland spielt dieser Film. Jugendliche überfallen einen Laden, dabei wird ein Verkäufer angeschossen und verblutet, weil die Rettungskräfte nicht wagen, einzugreifen. Der Gewinner des kleinen gläseren Bären für den Kurzfilm im Programm 14 plus. Dicht erzählt, gute Einführung der Figuren. Ein Film der in Erinnerung bleibt.

„On the Ice" von Andrew Okpeaha MacLean

Der Gewinner des gläseren Bären im Programm Generation 14 Plus. In dem von extremen Temperaturen und monatelanger, ständiger Helligkeit geprägten Alaska spielt diese Geschichte. Nach einer Party, Alkohol und Drogen geraten Jugendliche in Streit, dabei kommt einer von ihnen ums Leben, die anderen beiden versuchen es zu vertuschen. Es wird ein Krimi draus, denn der Vater des einen Jungen versucht, den Unfall auf zu klären. Ein Krimi vor dem Hintergrund der schwierigen Lebensbedingungen der Ureinwohner Alaskas geprägt von Arbeitslosigkeit, Alkohol, Drogen, Gewalt, frühen Schwangerschaften und Suizidversuchen. Ein wichtiger Film. Gut, dass ihn die Jugendjury ausgewählt hat.

„The Forgiveness of Blood" von Joshua Marston

Mittelalter trifft Gegenwart. Im heutigen, wen auch von Armut und Landwirtschaft geprägten Albanien wird bei einer Auseinandersetzung ein Mann getötet. Daruafhin gerät die andere Familie in Sippenhaft, um ihre „Blutschuld" zu erbringen und verschanzt sich im Haus. Quälend die tagelange Eintönigkeit, der nur die Tochter entgeht, weil sie das Lieferunternehmen ihres Vaters übernimmt, wohlgemerkt mit Pferd und Wagen. Tage, Wochen ist die Familie eingesperrt wie in einer Mausefalle, immer vom Tode bedroht. Man bangt um die Kinder, wenn sie sich auf den Hof bewegen oder am Fenster stehen oder heimlich im Dorf iunterwegs sind. Man erwartet immer das Schlimmste. So bleibt die Spannung bis zur letzten Minute erhalten. Noch ein Kandidat für den Goldenen Bären.

„Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen" von Hajo Schumerus

Ein Dokumentarfilm über die Grabkirche Jesu in Jerusalem. Wie überall in dieser Stadt müssen sich verschiedene Konfessionen einen Ort teilen. Hier sind es ausschließliche christliche Kirchen und dennoch streiten sie sich, prügeln die Mönche aufeinander ein,. in bester christlicher Absicht, ihre Glaubensbrüder zu stärken, bestehen darauf, dass ihr Glaube der Wahre ist. Ansonsten folgen sie Tausend Jahre alten Riten des Tor Öffnens und Schließens, der Messe Abhalten, der Begehen der Feiertage, steter Gleichklang.

„7 Sins Forgiven" von Vishal Bhardwaj

Bollywood mit russischen Elementen, nachhaltlose Unterhaltung mit verschiedenen Musicalelementen, teils vor historischer, teils zeitgenössischer Kulisse.

18.02.2011

Wer, wenn nicht wir" von Andres Veiel


Der deutsche Favorit für den Bären: Wieder ein Film zur RAF auf der Berlinale. Andres Veiel ist seit „Blackbox BRD" ein ausgewiesener Spezialist des Themas. Gut, dass hier nicht Gudrun Ensslin, sondern deren Lebensgefährte Bernward Vesper im Mittelpunkt steht. So kann man die Entwicklung aus der bürgerlichen Existenz über die geistige und sexuelle Befreiung in den Sechzigern bis zu Gudruns Radikalisierung gut nachvollziehen. Die Konflikte zwischen Kriegs- und Nachkriegsgeneration. Ist er heute noch aktuell?

Der Trailer zum Film Keine Videodatei vorhanden!{mospagebreak}„Kommt Regen, kommt Sonnenschein" von Lee Yoon-ki

Ein junges Paar trennt sich. Es passiert nicht viel in dem Film. Auch gesprochen wird wenig, größer sind die Pausen dazwischen. Und da es draußen permanet regnet, bleiben sie auch in ihrer Welt, teilen Erinnerungen, führen letzte Auseinandersetzungen immer scheinbar ausgebremst, wie in Zeitlupe. Das große drei-etagige Haus bietet viel Raum und viel Leere als Sinnbild, aber auch um darin zu agieren. Gut dass sich ein Kätzchen und mit ihr Nachbarn zu ihnen verirren, sodass sie aus ihrer Lethargie gerissen werden.

Erfrischend in der Premiere die kreischenden koreanischen, weiblichen Fans, die sich um ihre Superstars drängten.

„Amador" von Fernando León de Aranoa

Eine junge Frau soll einen Mann pflegen, dieser stirbt, aber da sie das Geld dringend braucht, verschweigt sie sein Ableben. Daraus entwickeln sich eine Reihe kurioser Situationen, die pointiert inszeniert sind. Am Anfang des Films will sie sich von ihrem Freund trennen, doch als sie erfährt, dass sie schwanger ist, kehrt sie zurück, verheimlicht es ihm aber. Sie redet nicht viel im Film, wird aber zunehmend verzweifelter über das Nicht-Sprechen-Können.  Ein warmer, berührender Film.

„Suicide Room" von Jan Komasa

Der Sohn beruflich erfolgreicher Eltern taucht nach dem er von den Mitschülern gemobbt wurde in einer Internetgemeinde, genannt Suicide Room , ab.  In dieser 3D Welt nimmt man die Wunschgestalt an und die gewünschten Eigenschaften. Die Hauptfigur verliert sich in dieser Scheinwelt, während in der realen die Eltern mit Psychologen verzweifelt darum kämpfen, wieder Kontakt zu ihrem Sohn zu bekommen. Wohin entwickelt sich unsere Welt mit Internet?  

 

17.02.2010

„Mein bester Feind" von Wolfgang Murnberger


Eine gute Geschichte geschrieben von Paul Hengge nach seinem Roman

„Wie es Victor Kaufmann gelang, Adolf Hitler doch noch zu überleben" konzentriert auf den Konflikt um eine Zeichnung Michelangelos,. Immer wieder dreht sich die Geschichte in eine neue Richtung und bleibt dabei spannend und überraschend.

NS- Herrschaft und Holocaust werden nur am Rande erzählt. Keinen Moment lang nimmt man Moritz Bleibtreu jahrelange KZ Haft ab. Eher kammerspielartig, auf innere Konflikte konzentriert verhalten sich die Figuren. Schwarz-weiß Zeichnungen der Charaktere werden weitestgehend vermieden.

„Our grand despair" von Seyfi Teoman

Der Tod der Eltern steht am Anfang. Der Film erzählt, wie eine junge Frau ins Leben zurück findet. Sie wird von zwei Freunden ihres großen Bruders aufgenommen, zwei Männern, die wesentlich älter sind. Dennoch ist die Beziehung zwischen den Dreien ungeklärt und daraus zieht der Film die Spannung zwischen Fühlen und Gewissenskonflikten, Erotik, Grenzen austesten und neu setzen.

„Über uns das All" von Jan Schomburg

Ein berührender, aufwühlender Film. Was, wenn man entdeckt, der Mensch, mit dem man vier Jahre zusammen gelebt hat, den gab es gar nicht, der hat die ganze Zeit ein Doppelleben geführt, um sich dann aus dem Leben zu verabschieden.

Großartig, die beständige Ungläubigkeit, mit der die Hauptfigur die Todesnachricht entgegen nimmt. Leider verliert sich der Film dann ein wenig. Die Hintergründe bekommt sie nicht heraus und damit auch nicht der Zuschauer. Statt dessen wendet sie sich einem neuen Mann zu, unter diesen Umständen eher tragik-komisch und mit einem überflüssigen Pseudo-Happy End.

„Submarine" von Richard Ayoade

Frecher, sehr menschlicher Film über erste Liebe und Erwachsenwerden, Abnabelung und Finden neuer Umgangsformen mit den Eltern.  

16.02.2011

"The Future" von Miranda July


Locker und leicht kommt der zweite Film von Miranda July daher mit Elementen aus „Und täglich grüßt das Murmeltier" im zeitgenössischen „Wir retten die Welt" und „Wir verwirklichen uns selbst" Trend und den dabei entstehenden Konflikten. Ein wenig zieht sich der Film, kratzt an der Oberfläche. Aber die Einsprengsel popkultureller Elemente geben ihm das aktuelle Zeitkolorit.

„Nader and Simin, a separation" von Asghar Farhadi

Endlich ein Kandidat für den  „Bären" auch wegen der bisher schwachen Konkurrenz.. Sehr menschlich erzählt werden hier Fragen nach Lüge, Schuld, Verantwortung. Eine verhängnisvolle Verkettung unglücklicher Umstände, in denen sich die Figuren immer mehr verstricken. Die Probleme, die bei der Pflege älterer Angehöriger zu Hause entstehen, verstärkt noch durch religiöse Restriktionen und daraus resultierendes Verheimlichen zieht eine Lüge nach der anderen nach sich, die erst bei dem Meineid auf den Koran endet.  Das Unglück geschieht als alltägliche Konfliktsituation und daraus entwickelt sich das Drama mit Kriminalfilmelementen. Minutenlanger Beifall für den Regisseur Asghar Farhadi und sein Team erfüllte am Schluss den Berlinale Palast.

„Kurzfilme 1" im Kplus Programm  

Nun wer nie mit 600 vier bis sechs-Jährigen im Kino saß, der hat nicht gelebt...

Leider heißt Kurzfilme hier ausschließlich Animationsfilme und die anwesenden Macher erfahren mit enthusiastischem Beifall oder Buhrufen sofort eine Reaktion auf ihre Filme. Das geht von hübschenm Puppentrick, über einfache Strichmännchenanimationen bis zum auch für Erwachsene schwer verständliche Geschichte. Und deshalb muss der Filmemacher auf die hartnäckige Kinderfrage am Schluss auch seinen Film erklären. 

 
15.02.2011

„Coriolanus" von Ralph Fiennes


Shakespeare inszeniert in der Gegewart hat Tradition auf der Berlinale. Da war schon „Richard III." und „Romeo und Julia". Nun also „Corialanus" in Serbien gedreht, Erinnerungen weckend an den jugoslawischen Bürgerkrieg.

Gewaltig die Konflikte zwischen Mutter und Sohn un den Kontrahenten, intensiv das Spiel der Darsteller, großes Theater. Es ist das Regiedebut Ralph Fiennes. Allerdings das subtile, weniger vordergründig aber sehr präsente Spiel, das er als „Englischer Patient" bot, zeigt er leider auch hier nicht.

„An einem Samstag" von Alexander Mindadze

Eine russisch-deutsche Produktion vor dem Hintergrund des Reaktorunfalls in Tschernobyl. Über dem Film steht die sehr wichtige Frage - „Wie würden Sie sich verhalten, wenn sie wüssten, Sie haben nur noch kurze Zeit zu leben, weil sie vertrahlt sind und jeder weitere Aufenthalt und jedes Zögern verkürzt diese Frist.

Nun in diesem Film verhalten sich die Menschen gegen allen Verstand, feiern ausgelassen, der Tanz auf dem Vulkan.  Erinnert an die Stimmung im „Untergang" in der am Ende des Kriegs eingeschlossenen Stadt Berlin. Nur hier sind alle Wege offen. Stattdessen gehen die Menschen immer wieder zum Reaktor.  Das 100 Minuten mit anzusehen ist schwer zu ertragen und so gab es bei der Premiere auch einige Buh-Rufe. Dazu beitragen mag auch der Tempowechsel. Die ersten 10 Minuten rennt ein Mensch, um hernach einfach zu verharren.

„Twigson ties the knot" von Martin Lund

Ein Junge klärt mit seinem Freund, einem Zweig, den Fahrradunfall seiner Mutter auf. Der Film ist empfohlen ab 6 Jahren. Hier ist die Frage, wie viel kann man Kindern abverlangen, denn teilweise ist er erzählt und inszeniert wie im Kasperletheater. Schön ist die Animation des Zweiges.

14.02.2011

„Brasch- das Wünschen und das Fürchten" von Christoph Rüter


Ein anregender Film, um sich der Person Thomas Brasch zu nähern oder ihn wieder zu entdecken. Die Biographie wird nur in groben Zügen angerissen, bzw. angedeutet. Um so mehr erfährt man aus zahlreichen selbstgedrehten Dokumenten die Einsamkeit, das Scheitern und die Angst davor, die innere Zerrissenheit, erlebt Berlin, die Staatenteilung, Widerstand gegen beide Systeme und das Ringen des Künstlers, den Schatten des dritten Reichs alles geballt in einem Schicksal. Faszinierend.

„Morgen wird alles besser" von Dorota Kedzierzawska

Wunderschön photographiertes Roadmovie mit drei Jungs auf dem Weg von Russland nach Polen. Der Film ist zeitlos, bzw. die Zeit ist nicht entschlüsselbar, da Ausstattung verschiedener Epochen gemixt wurde. Leider geht der Film erst nach zwei Dritteln los, dass man verstehen kann, worum es geht. Und doch wirft der Film mehr Fragen auf als er beantwortet wie z.B. auch die Publikumsfrage „Warum heißt der Film ‚Morgen wird alles besser?', wenn die Kinder doch jetzt ins Heim kommen?" Die Antwort der Regisseurin: „Wir müssen daran glauben." war da eher enttäuschend. 


13.02.2011

„Die Ausbildung" von Dirk Lütter


Konzentrierte minimalistische Erzählweise über Arbeitalltag, Intrigen, Verrat in einem Callcenter. Verhalten, konzentriert das Spiel der Schauspieler , wenig Worte, große Gedankenpausen, schräg das assoziative Element Chorgesang direkt Richtung Zuschauer, sehr eigenwillig.

„Das Lied in mir" von Florian Cossen

Ein Debutfilm aus Ludwigsburg, nominiert für den deutschen Filmpreis. Ungewöhnlich in der Erzählung, denn das Spannendste passiert am Anfang. Eine junge Frau erfährt, dass ihre Eltern nicht ihre leiblichen Eltern sind, sondern diese unter der Militärdikatatur in Argentinien verschwunden sind. Diesen emotionalen Höhepunkt, wie der Adoptivvater sich überwindet ihr die Wahrheit zu sagen, erreicht der Film nie wieder. Erzählt wird das Wiederfinden der Familie, die Konfrontation mit dem Adoptivvater eine Liebesgeschichte mit einem Militär von heute., erschwert durch die Zweisprachigkeit deutsch spanisch. Und so tritt der Film teilweise auf der Stelle, werden Emotionen mit bewährten filmischen Mitteln wie beispielsweise der Musik unterstrichen.

„Schlafkranheit" von Ulrich Köhler

Inständig hofft man hier im Festivalrausch, das „nomen nicht omen" sein möge. Und tatsächlich: In der exotischen Kulisse von Kamerun entspinnen sich die Konflikte, alles auf einer sehr realistischen Ebene, in der filmische Spannung aufgebaut wird, um dann nicht eingelöst zu werden. Auf jeden Fall bietet der Film auch durch die in der Mitte gewechselte Erzählperspektive genügend inhaltlichen Diskussionsstoff für nach dem Kino.

„Tropa de elite 2" von José Padilha

Packend vom ersten bis zum letzten Moment, ungezählte Morde jede Menge Gewalt und Filmblut, aber Adrenalin pur für den Zuschauer und laut Regisseur sehr nah an der Realität. Interessant auch in der Erzählweise, die das Geschehen teils kommentiert, teils vorankündigt und damit noch mehr Spannung aufbaut.

Den Film hätte man sich im Wettbewerb gewünscht.

12.02.2011

Margin Call von JC Chandor


Der zweite amerikanische Beitrag im Wettbewerbsprogramm, ein Debutfilm und wirkliche Weltpremiere. Ganz anders als die historischen Landschaften des Wilden Westens ist die heutige Kulisse der Wolkenkratzer, in der Börsenmakler ihrer luxuriösen Beschäftigung nachgehen. So oder so ähnlich könnte es gewesen sein, als es mit der Finanzkrise begann oder der Krise davor oder davor. So oder so ähnlich schieben dann diese Menschen ohne oder mit einem Restgewissen unvorstellbar große Geldsummen virtuell hin und her. In der Mitte des Films stagniert die Geschichte, schleppt sich aber immer noch weiter. Immer wieder könnte der Film zu Ende sein. Darüber hinweg hilft einem der „wonderful cast „- wie es im Berlinale Palast immer wieder heißt: Kevin Spacey, Jeremy Irons, Demi Moore.

Der Trailer zum Film Keine Videodatei vorhanden!
„Mondo Lux - Die Bilderwelten des Werner Schroeter" von Elfi Mikesch


Gut, wenn man vorher weiß, worin es in diesem Film geht, nun ja, sonst erschließt es sich einem mit der Zeit. Interessant ist es, Werner Schroeter bei der Arbeit zu beobachten. Auch die Reflektionen über ein gelebtes Leben, wenn es zu Ende geht, sind erfahrenswert. Es sind verschiedene Welten - Oper, Theater, Photographie, Homosexualität - die da zusammen kommen. Bedauerlich, dass der Film nur in einer Arbeitsfassung lief.

„Offside" von Jafar Panahi

Überraschend im Wettbewerbsprogramm einen Film vorzufinden, der schon vor 5 Jahren auf der Berlinale lief. Aber der Film über junge fußballbegeisterte Iranerinnen ist auch beim zweiten Mal genauso vergnüglich und vielschichtig. Wichtig diese Solidaritätsbewegung für den iranischen Regisseur Jafar Panahi, ähnlich den letztjährigen Solidaritätsbekundungen für Roman Polanski doch hier mit weitaus größerer politischer Tragweite.

„True Grit" von Joel und Ethan Coen

Endlich wieder ein Western, spannend und immer wieder überraschend. Ja, so mag es damals gewesen sein, als man das Recht in die eigenen Hände nahm  und der, der schneller war, recht hatte. Es wird viel geredet in dem Film,  um so überraschender kommt der Tod und um so ausgefeilter die Charaktere. Die Darsteller sind großartig. Das reinste Kinovergnügen.

Der Trailer zum Film
Keine Videodatei vorhanden!

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